Bibliometrie
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Grundlegendes
(Griechisch: biblion „Buch“ und métron „Mass“) ist die Lehre von der Messung (Metrik) von wissenschaftlichen Publikationen.
Bibliometrie ist die Anwendung mathematischer und statistischer Methoden zur Analyse schriftlicher Kommunikationsprozesse (Waltman et al., 2021, S. 3–5). Der Begriff wurde 1969 von Alan Pritchard eingeführt (Thelwall, 2020, S. 12). Zuvor prägte Ranganathan 1948 den Begriff "Librametrics", der sich jedoch nicht durchsetzte (Leydesdorff, 2019, S. 2).
Das Ziel der Bibliometrie ist es, wissenschaftliche Kommunikation in schriftlicher Form zu quantifizieren und zu analysieren. Sie ist ein Teilgebiet der Scientometrie und somit auch der Informetrie (Waltman et al., 2021, S. 6). Ein spezifischer Ansatz innerhalb der Bibliometrie ist die Zitatenanalyse, die Beziehungen zwischen zitierenden und zitierten Werken untersucht und dabei zentrale Netzwerke und deren Einfluss sichtbar macht (Bornmann & Haunschild, 2020, S. 145).
Im Rahmen der Bibliometrie wurden drei zentrale Gesetzmässigkeiten identifiziert:
- Lotka-Gesetz (1926): Dieses beschreibt die Häufigkeitsverteilung wissenschaftlicher Produktivität, wobei wenige Autorinnen viele Publikationen und viele Autorinnen wenige Publikationen erstellen (Thelwall, 2020, S. 15).
- Bradford-Gesetz (1934): Es analysiert die Verteilung relevanter Quellen in einem bestimmten Fachgebiet und zeigt, dass ein Großteil der relevanten Artikel in wenigen Zeitschriften veröffentlicht wird. Dieses Gesetz wird oft zur Bewertung und Auswahl von Fachzeitschriften verwendet (Waltman et al., 2021, S. 12–13).
- Zipf'sches Gesetz (1929): Es untersucht die Häufigkeitsverteilung von Wörtern in Texten und zeigt, dass wenige Wörter sehr häufig und viele Wörter selten verwendet werden. Dieses Prinzip wird auch auf andere Bereiche wie die Analyse wissenschaftlicher Schlüsselbegriffe angewandt (Leydesdorff, 2019, S. 18).
Diese Gesetze entsprechen Pareto-Verteilungen, bekannt durch die 80/20-Regel, die besagt, dass beispielsweise 80 % der Zitationen auf 20 % der Literatur entfallen (Bornmann & Haunschild, 2020, S. 150).
Einfache bibliometrische Ansätze umfassen die Zählung der Anzahl von Publikationen eines*r Forschenden oder einer Institution. Allerdings lässt die bloße Anzahl der Veröffentlichungen nur begrenzte Rückschlüsse auf die Qualität der Arbeiten zu. Daher wird oft die Zitatenanalyse herangezogen, um die Rezeption und den Einfluss wissenschaftlicher Arbeiten zu bewerten (Waltman et al., 2021, S. 10). Dabei werden unter anderem der h-Index oder andere Indikatoren verwendet, um eine differenzierte Einschätzung der wissenschaftlichen Leistung zu ermöglichen (Thelwall, 2020, S. 20).
Weitere Erkenntnisse aus der Bibliometrie umfassen die Abschätzung des Umfangs und Wachstums des menschlichen Wissens sowie den Trend zur Mehrautor*innenschaft bei wissenschaftlichen Publikationen. Die zunehmende Zusammenarbeit und Ko-Autorenschaft in der Wissenschaft spiegelt nicht nur die Komplexität moderner Forschungsfragen wider, sondern auch die wachsende Interdisziplinarität vieler Fachbereiche (Leydesdorff, 2019, S. 25–26).
Literatur
- Bornmann, L., & Haunschild, R. (2020). Citation analysis: A concise overview. Journal of Informetrics, 14(2), 145–158. https://doi.org/10.1007/s11192-019-03243-4
- Leydesdorff, L. (2019). Theoretical perspectives on bibliometrics: Beyond bibliometric laws. Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-030-23505-5
- Thelwall, M. (2020). Bibliometrics and citation analysis. Morgan & Claypool. https://doi.org/10.2200/S01000ED1V01Y202001ICR076
- Waltman, L., van Eck, N. J., & Wouters, P. (2021). Bibliometric approaches to research assessment. Annual Review of Information Science and Technology, 55(1), 1–21. https://doi.org/10.1146/annurev-ischool-012420-061024
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